BMF hat geschrieben:Rede von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück anlässlich der Übergabe der 10-Euro-Gedenkmünze zur Leichtathletik Weltmeisterschaft 2009 und der Briefmarken-Serie „Für den Sport 2009“ am 31. März 2009 in Berlin
Datum: 31.03.2009 11:30
Redner: BM Peer Steinbrück
Veranstaltungsort: Berlin
Sehr geehrter Herr Dr. Körting,
sehr geehrter Herr Hochgräber,
sehr geehrter Herr Klatten,
sehr geehrter Herr Dr. Prokop,
sehr geehrter Herr Kollege Dr. Schäuble,
sehr geehrte Damen und Herren,
„Jede Seite hat zwei Medaillen!" hat Mario Basler einmal gesagt.
Den Eindruck habe ich auch manchmal.
Aber ich will heute gar nicht über Politik sprechen. Sondern über Münzen, Briefmarken und Sport: Ich darf heute sowohl die 10 Euro Gedenkmünze „IAAF Leichtathletik WM Berlin 2009“ als auch die Briefmarkenserie „Für den Sport“ übergeben.
Böse Zungen behaupten, wir wollten mit der Herausgabe der Münze sicherstellen, dass es bei der bevorstehenden Leichtathletik-WM zumindest eine Medaille für Deutschland geben wird. Das stimmt nicht. Ich bin ganz zuversichtlich, dass - gerade vor heimischem Publikum - noch ein schöner Batzen Edelmetall für unsere Sportlerinnen und Sportler hinzukommen wird.
Aber die Zahl der Medaillen ist auch nicht so wichtig: Ich erinnere mich noch gerne an die erste Leichtathletik-WM in Deutschland. Das war 1993 in Stuttgart. Da hat Deutschland - in Anführungsstrichen - nur zwei Goldmedaillen geholt. Aber was war das für ein Fest. Für, und vor allem dank der Zuschauer.
Die Zuschauer wurden dann ja auch mit dem Fairplay-Preis der UNESCO ausgezeichnet, für ihr großes Interesse - es kamen knapp 600.000 Besucher -, für ihre Fachkunde, und vor allem für ihre unglaubliche Begeisterung.
Mit der Erinnerung an den Fußball-WM-Märchen-Sommer 2006 im Hinterkopf denke ich, diesen August wird es in Berlin ähnlich sein. Die Berliner sind ja sportbegeistert, auch wenn sich das - zumindest früher - nicht immer in den Zuschauerzahlen von Hertha BSC gezeigt hat.
Es zeigt sich aber in der großen Anzahl der Sportvereine und Sportvereinsmitglieder in Berlin. Allein der TSV Guthsmuths 1861, bei dem wir heute zu Gast sein dürfen, hat 2300 Mitglieder. Die Sport und Turnvereine Vereine Berlins haben über 500.000 Mitglieder. Der deutsche olympische Sportbund hat mehr als 27 Millionen Mitglieder.
Sport ist tatsächlich die größte soziale Bewegung in Deutschland. Der Sport und die Sportvereine in Deutschland tragen zur Sozialisierung gerade von Kindern und Jugendlichen und zur Integration unserer ausländischen Mitbürger ganz entscheidend bei.
Das sage ich nicht so dahin: Gäbe es den Sport nicht, wären die sozialen Probleme in Deutschland mit Sicherheit weit gravierender. Die für die Zukunft unserer Gesellschaft insgesamt so wichtigen Werte Solidarität, Fairness und Teamgeist werden in den Sportvereinen jeden Tag ganz selbstverständlich vermittelt.
Dass das so ist, liegt aber vermutlich nicht nur am positiven Vorbild der meisten Spitzenathleten. Es liegt entscheidend am Engagement der vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, Trainerinnen und Trainer in den Vereinen.
In Deutschlands 91.000 Turn- und Sportvereinen engagieren sich sage und schreibe 7,5 Millionen Freiwillige: Davon 1,2 Millionen auf Vorstandsebene, 1,6 Millionen in Funktionen wie Trainer oder Schiedsrichter, und 4,7 Millionen Frauen und Männer helfen bei Veranstaltungen, im Spiel- und Wettkampfbetrieb.
Diese Menschen leisten - ohne viel Aufheben - mit großer Begeisterung und mit großem Engagement ihren ganz persönlichen Beitrag für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Sie - und nicht die „Superstars“ aus irgendwelchen Dschungelcamps - sind die wahren Helden des Alltags!
Obwohl das schon erfreulich viele Menschen sind, wünsche ich mir, dass sich noch mehr Menschen ehrenamtlich engagieren. Denn das ehrenamtliche Engagement gehört zum Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält.
Aber ich bin, meine Damen und Herren, heute nicht nur hierher gekommen, um für mehr bürgerschaftliches Engagement zu werben. Ich bin hier, um die Briefmarken Serie „Für den Sport“ und die 10-Euro-Gedenkmünze zur Leichtathletik-WM 2009 feierlich zu übergeben.
Die Silber-Gedenkmünze ist aus zwei Gründen etwas ganz besonderes:
- * Es ist erst das dritte Mal, nach der Olympiade 1972 und der Fußball WM 2006, dass die Bundesrepublik Deutschland eine Gedenkmünze zu einem sportlichen Top-Event herausgibt. Das macht auch Sinn, denn nach Olympiade und Fußball WM ist die Leichtathletik-WM für mich die bedeutendste Sportveranstaltung der Welt. Wenn ich im August irgendwie Zeit habe, will ich mir selber unbedingt einige Wettkämpfe live im Stadion ansehen.
* Und zum ersten Mal konnte sich die Öffentlichkeit an dem Ideenwettbewerb für das auf der Münze abgebildete Motiv beteiligen. Dabei hat sich die Mehrheit für ein gegenständliches Motiv entschieden: Eine Speerwerferin vor dem Hintergrund des Berliner Olympiastadions. Ich finde den Entwurf von Bodo Broschat jedenfalls gelungen.
Ich übergebe aber nicht nur eine Gedenkmünze, sondern auch vier gelungene Briefmarken aus der Serie „Für den Sport“. Auch die vier Motive der Briefmarkenserie, Laufen, Hindernislauf, Sprung und Wurf sind der Leichtathletik-WM gewidmet. Stefan Klein und Olaf Neumann, unsere beiden Grafiker, haben hier wieder ganz ausgezeichnet gearbeitet.
Die Erlöse aus dem Verkauf der Sportmarken sind - Sie haben es sich bestimmt schon gedacht - „für den Sport“ bestimmt. Die zusätzlichen Einnahmen gehen an die deutsche Sporthilfe, die mit dem Geld den Spitzen- und Leistungssport fördert.
Seit 1968 sind der deutschen Sporthilfe so bereits über 125 Millionen Euro zugeflossen. Mit dem Geld unterstützt die Sporthilfe jährlich 4.000 Spitzen- und Nachwuchsathleten sowie ca. 600 junge Talente in den Sportinternaten.
Wenn sie so wollen, bin ich also indirekt für den Erfolg und Misserfolg unserer Leichtathleten mitverantwortlich.
Zumindest sieht es die Opposition so!
Im Ernst: Zu meinen schönen Erfahrungen als Finanzminister gehört das große öffentliche Interesse an den Sonderbriefmarken, die mein Ministerium herausgibt. Mit den Marken können wir Personen oder Ereignisse der Zeitgeschichte und wichtige aktuelle Themen ein Stück weit ins öffentliche Interesse rücken und würdigen. Und die Menschen sind auch gerne bereit, die Marken zu kaufen, weil sie interessant sind und der Erlös guten Zwecken zu Gute kommt.
Ich bin kein Leichtathletikexperte, erwarten Sie deshalb keine Prognosen von mir, welchen deutschen Leichtathleten ich die besten Chancen einräume. Die ersten Gewinner der WM kann ich Ihnen trotzdem schon heute nennen. Es sind diejenigen, die diese schönen Marken als erste erhalten.
Ich darf Ihnen,
sehr geehrter Herr Dr. Schäuble,
sehr geehrter Herr Klatten,
sehr geehrter Herr Dr. Prokop,
sehr geehrter Herr Dr. Körting,
und Berlino, dem Maskottchen der WM,
die Erstdrucke dieser Sondermarken überreichen.
Vielen Dank!